Für meinen ersten Blogeintrag wollte ich ein besonderes Bier brauen, gerne auch ein Risiko eingehen. Darum braue ich bewusst nur eine kleine Menge unter 5l.

Ich dachte mir: “Wie haben die Altvorderen eigentlich ihre Hopfensuppe zubereitet?”. Die Antwort: Ohne Hopfen! Vor dem Reinheitsgebot war der Hopfen höchstens eine von sehr vielen möglichen Zutaten und das Grutbier erfreute sich großer Beliebtheit. Das Wort Grut in Grutbier geht auf die verwendeten Kräutermischungen zurück. Die Kräuter brachten die Bittere ins Bier - und manchmal auch Halluzinogene.

Zutaten

Ich habe mich auch aus Gründen der Verfügbarkeit und Unbedenklichkeit 😉 für folgende Zutaten entschieden:

  • 1.000g Pale Ale Malz
  • 4g getrocknete Schafgarbe (Blütenstände)
  • 3g getrockneter Rosmarin
  • 2g zerstoßene Wacholderbeeren
  • 1g getrockneter Salbei (sparsam! (OMG, ich brauche eine Feinwaage!!))
  • 5g getrocknete Orangenschalen
  • ½ Päckchen Trockenhefe (Safale S-04)
die Kräutermischung für das Grutbier
Von links nach rechts: Rosmarin aus dem Garten, Wacholderbeeren, Schafgarbe, Orangenschalen, Salbei aus dem Garten. Alles Bio-Qualität. © silverraybrewing.de

Aber Moment mal, Benni, warum der Name Pale Moon Resurrection? 🌕🧟‍♂️

So ein Grutbier wäre das ideale Gebräu, wenn nach der Zombie-Apokalypse das Bier alle wäre und mein Lieblings-Brauzutatenversender nur eine 404-Seite anzeigt. Das Zeug für mein Bier wächst ja schließlich einfach so in der Natur! Einzig für die Hefe muss ich mir noch was einfallen lassen…

Maischen

Auf 1.000g Malz nehme ich in Batch v1 3,5l Wasser, erhitzt auf 65°C. Das eingerührte Malz bleibt 60min bei 64–67°C und gelegentlichem Umrühren im Topf. Kurzes Abmaischen bei 75°C. Die fertige Würze läutere ich einfach durch ein Küchensieb in einen zweiten Topf - bei der kleinen Menge kein Problem. Nachguss erfolgt mit 1l heißem Wasser.

Kochen

10min leicht köcheln lassen, Kräuter zugeben, weitere 20 Minuten köcheln. Vom Herd nehmen und auf 20–25 °C abkühlen lassen (z. B. im kalten Wasserbad).

Teebeutel mit Kräutern in kochendem Bier
Abenteuerliche Konstruktion - Tee-Eier halten Teebeutel mit Kräutern, während sie an einem Kochlöffel hängen. Ich muss mir ein kleineres Hopfensieb holen! © silverraybrewing.de

Hefe rein

Nun geht es ans Umfüllen: Die Würze kommt in einen sauberen Gärbehälter. Ich habe mir einen kleinen Eimer mit Ablauf zugelegt, hatte schlicht keinen Bock mehr auf die Bierpumpe aus dem Glasbehälter. Dann Auffüllen mit abgekochtem, kaltem Wasser auf 4l. Hefe einrühren, sobald die Temperatur verträglich ist. Gärspund drauf und ab mit dem Ding in den Keller bei konstanten 18°C .

eine Flasche Schierlinger Pils neben dem Gär-Eimer
Ein wohlverdientes Schierlinger Pils - richtig lecker! Ich bin auch ein Fan des Logos: "Tapfer in der Sache, milde in der Art". Das noch junge Bier darf im Eimer neben den Essiggurken gären. © silverraybrewing.de

Flaschengärung

Nach 7 Tagen ist der Gärprozess zum Erliegen gekommen. Meine wunderbare Brauhelferin & Ehegattin füllt das Jungbier in saubere Flaschen und gibt pro Liter 5g Zucker dazu (damit die Hefe was zu Futtern hat).

Nach weiteren 7 Tagen öffne ich vorsichtig eine am Abend zuvor eingekühlte Flasche über dem Waschbecken. Der Endvergärungsgrad (hier erfahrt ihr, was der Endvergärungsgrad ist und wie ich den messe) war vor der Flaschenabfüllung ungewöhnlich niedrig. Das deutet auf eine große verbliebene Menge Zucker im Bier hin. Die Hefe könnte in der Flaschengärung so viel Futter haben, dass sie viel zu viel Kohlensäure produziert und zu viel Druck auf die Flasche kommt. Eigentlich wollte ich die Flaschengärung noch mindestens weitere 7 Tage laufen lassen, damit die Kräuter sich entfalten können. Die Test-Öffnung soll mir Klarheit geben, ob das ein guter Plan ist…

…und die Flasche ist weder explodiert noch übergeschäumt. Alles gut soweit. Geschmacklich dominiert aber noch die Hefe und es ist zu süß. Eindeutig braucht die Flaschengärung noch ein wenig mehr Zeit.

Weitere 7 Tage später erneute Öffnung. Keine Explosion, die Süße ist auch weg. Am Schaum und der nötigen Bittere mangelt es aber noch stark. Ich beschließe den restlichen Flaschen noch ein wenig Zeit zu geben. Vielleicht setzen sich bei längerer Lagerung die gewünschten Aromen durch. Wenn nicht, muss ich das Rezept anpassen. Ich hab da auch schon ein, zwei Ideen…

eine Flasche Schierlinger Pils neben dem Gär-Eimer
Das Bier hat eine schöne Farbe bekommen, leider hält sich der Schaum nur ein paar Sekunden. Geschmacklich überzeugt dieser Versuch auch noch nicht. © silverraybrewing.de