Direkt von Skull Island in meine Braustube: Der Grain Gorilla - von Hersteller Brewferm als King Kong der Malzmühlen bezeichnet - ist eine Edelstahl-Malzmühle, die laut Hersteller bis zu 50 kg Malz pro Stunde schroten kann. In den Trichter passen aber “nur” 2,5 kg - das würde also 20faches Nachfüllen mit frischem Korn erfordern. Für das Brauen von 20 oder auch 40 l Bier ist der Grain Gorilla aber mehr als ausreichend dimensionert. Zumal er ein Ass im Ärmel hat: Faule Menschen (oder Viel-Brauer) schrauben schnell die Kurbel ab, um dann ihre Bohrmaschine anzuschließen und die Arbeit machen zu lassen. Tipp: Nicht gleich auf volle Drehzahl stellen! ;-)

Warum überhaupt selbst mahlen?
Reich macht es nicht
Manch einer mag sich fragen: Ich kann das Getreide doch schon fertig geschrotet kaufen… Rechnet sich das finanziell?
Lass uns das durchrechnen: Der Aufpreis pro Kilo Malz für das fertig geschrotete Produkt beträgt für die Sorte Pilsner Malz bei mashcamp.shop zum Zeitpunkt der Recherche 40 Cent (2,19 Euro vs. 2,59 Euro). Der Grain Gorilla kostet rund 120 Euro. Nach dem Mahlen von 300 kg Malz sind die Kosten also wieder drin. Wenn man grob 1 kg Malz pro 5 l Bier veranschlagt, müsste ich 1.500 l Bier brauen, damit ich rein rechnerisch keinen Verlust gemacht habe. Mögliche Reparaturen oder Ersatzteile, aber auch zusätzliche Versandkosten beim Brauzutaten-Händler nicht eingerechnet!
Das lohnt sich also nicht für den kleinen Heimbrauer, zumindest nicht finanziell.
Aber es bringt Unabhängigkeit…
Ungeschrotetes Malz kann ich deutlich länger lagern. Während der fertig geschrotete Rohstoff zügig, spätestens binnen weniger Wochen, verarbeitet werden sollte, kann das ungeschrotete Malz auch 6-12 Monate bei mir im Keller liegen. Ich kann also größere Mengen auf einmal bestellen (und Versandkosten sparen). Weiterer Vorteil: Spontanes Brauen? Kein Problem, da ich immer etwas Malz vorrätig habe.
Wichtig beim Thema Lagerung sind neben niedriger Temperatur vor allem Trockenheit und Dunkelheit. Ich benutze Kisten aus Plastik, welche kein Licht durchlassen und auch gleich vor Schädlingen schützen. Wenn das Malz geliefert wird, lasse ich es zunächst ein, zwei Tage außerhalb der Kiste liegen, damit sich durch den Temperaturunterschied nach der Lieferung kein Kondenswasser bildet.
…und macht Spaß
Das Malz selbst zu schroten erweitert den Prozess des Brauens um eine wichtige Vorstufe. Es gibt mir durch feinstufige Justierung auch mehr Möglichkeiten an die Hand, mein Bier zu verändern. Schließlich sorgt der Grad der Schrotung für unterschiedliche Maisch-Verläufe. Beim Brauversand hingegen kann ich nur “geschrotet” oder vielleicht noch “fein geschrotet” wählen.
Und wenn ich nach dem Mahlen mit der Hand durch das fertige Malz fahre, ist das ein sehr schönes Gefühl!
Der Aufbau
Bevor ich mir aber Gedanken mache, ob ich selbst kurble oder die Bohrmaschine aus dem Schrank hole, ist erst einmal der Aufbau angesagt. Der Grain Gorilla kommt nämlich in mehreren Einzelteilen, einzig die Basis mit den zwei Stahl-Rollen ist schon vormontiert. Das Zusammenstöpseln des Trichters und das Überziehen des schwarzen Gummi-Randes erfordern ein wenig Fingerspitzengefühl. Vor dem Aufbau hatte ich noch den Plan gefasst, das Ding nach jedem Gebrauch wieder zu zerlegen und im Original-Karton aufzubewahren. Aber die Idee habe ich schnell wieder fallen lassen - dafür ist es dann doch zu aufwändig.

Die Anleitung zeigt den Aufbau detailliert an, wirklich benötigen tut man sie aber nicht. Einzig einen Kreuzschlitz-Schraubenzieher sollte man parat haben. Weiteres Werkzeug erfordert die Konstruktion nicht.
So schlägt sich der Grain Gorilla
Größter Kritikpunkt
An Vorder- und Rückseite sitzt jeweils ein metallenes Rädchen zum Justieren des Abstandes der Mahl-Rollen. Der minimale Abstand beträgt 0,6 mm, der maximale 2,5 mm. Theoretisch könnte man vorne einen anderen Abstand als hinten wählen und so eine ungleichmäßige Lücke zwischen den Rollen schaffen. Einen Sinn dahinter sehe ich nicht und denke mal, dass diese doppelte Vorrichtung einfach einer möglichst simplen Konstruktion geschuldet ist.
Vor dem Einstellen des Abstandes muss man zunächst die schwarze Schraube lösen. Ist sie festgezogen, kann der Abstand nicht während des Mahlens versehentlich verrutschen.
Soweit so gut, aber die Skala mit den Millimeter-Abständen ist wirklich schlecht zu lesen. Vor allem bei Kunstlicht! Sie ist in cm und inch beschriftet, was das Ablesen zusätzlich erschwert. Hier wäre eine Einfärbung der eingravierten Schrift sehr im Sinne der Lesbarkeit gewesen!

Fazit
Der Grain Gorilla ist sehr robust, mit ein wenig Geschick schnell aufgebaut und leicht zu bedienen. Im Bild oben zu sehen: Dank geriffelter Metallbodenplatte rutscht der Eimer zum Auffangen des geschroteten Getreides nicht weg. Für 20 oder auch 50 Liter Bier ist der Grain Gorilla mehr als ausreichend dimensioniert. Wer den Kraftaufwand scheut, schließt einfach die Bohrmaschine an. Bei so vielen Plus-Punkten sind 120 Euro gut investiert, finde ich. Einzig die schlechte Lesbarkeit der Skala ist ein kleiner Wermutstropfen.
